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Überraschung: WhatsApp wird in Deutschland zum Mobilfunkanbieter

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Das kommt unerwartet: WhatsApp wird erstmalig als Mobilfunkanbieter auftreten – und zwar in Deutschland. Möglich wird dies dank einer Partnerschaft mit E-Plus.

WhatsAppMan muss es WhatsApp lassen: Der Dienst zieht gerade alle Register, um nach der Übernahme durch Facebook weiterhin die Schlagzeilen zu dominieren. Aufregender als die gestrige Ankündigung, bald auch VoIP-Funktionalität zu implementieren – etwas, das nahezu alle Konkurrenten schon lange bieten – ist eine Meldung zur Kooperation mit dem deutschen Mobilfunkanbieter E-Plus. Die Nummer drei unter den deutschen Providern gab diese Partnerschaft am Montag in einer etwas unkonkreten Pressemeldung bekannt. Im ersten Moment las sich das, als gehe es um eine triviale Einbettung von WhatsApp in E-Plus-Tarife sowie eine eventuelle Befreiung der App vom Datenlimit. Doch der in der Mitteilung enthaltene Begriff “Mobile Virtual Network Operator” (MVNO) störte ein wenig. Kurze Zeit später brachten das Wall Street Journal und Horizon.net etwas Licht ins Dunkel: Die Vereinbarung zwischen E-Plus und WhatsApp zielt auf die baldige Lancierung einer eigenständigen Mobilfunkmarke unter dem “WhatsApps”-Label ab.

WhatsApp nimmt aktive Rolle als MVNO ein

Wir wollten mehr erfahren und sprachen mit Klaus Schulze-Löwenberg, Leiter der Pressestelle der E-Plus Gruppe. Passend zur nur wenige Details enthaltenden Pressemitteilung wollte sich Schulze-Löwenberg noch nicht zu den genauen Angebotsmodalitäten äußern. Er bestätigte aber, dass WhatsApp in Deutschland eine eigene Mobilfunkmarke auf den Markt bringen und dabei die Infrastruktur von E-Plus nutzen wird. Der kurz vor der Übernahme durch den spanischen Telekommunikationsgiganten Telefonica stehende Düsseldorfer Provider unterscheidet sich von seinen Wettbewerbern dadurch, dass er stärker auf die Strategie setzt, eine Vielzahl von unter eigenständigem Branding auftretende, unterschiedliche Konsumentenbedürfnisse abdeckende “virtuelle Mobilfunkanbieter” heranzuzüchten. Neben in Eigenregie betriebenen Marken wie Base, simyo, blau.de oder Ay Yildiz kooperieren die Rheinländer mit diversen Unternehmen. Diese bieten ihren Kunden maßgeschneiderte Mobilfunktarife an, etwa Aldi Talk oder MTV Mobile. E-Plus verantwortet die technische Abwicklung, die Umsätze werden basierend auf individuellen Abmachungen geteilt.

Während Schulze-Löwenberg sich zu den internen Übereinkünften mit WhatsApp ausschweigt, betont er, dass WhatsApp nicht einfach nur E-Plus das Recht für die Nutzung seiner Marke einräumt, sondern tatsächlich selbst das Mobilfunkangebot bereitstellen wird, natürlich tatkräftig unterstützt von E-Plus. Auch wenn er es nicht explizit so sagt, würde dies bedeuten, dass WhatsApp beziehungsweise dessen neue Muttergesellschaft Facebook mit dem Angebot nicht nur die Verbreitung von WhatsApp steigern, sondern auch Umsätze erwirtschaften möchte.

Netzneutralität dürfte erneut bröckeln

Da sich E-Plus noch keine Einzelheiten entlocken lässt, kann man über die Produktausformung nur spekulieren. Es ist davon auszugehen, dass alle eventuellen Tarife eine unbegrenzte WhatsApp-Nutzung beinhalten, ungeachtet von der Menge des gebuchten Datenvolumens. Damit würde abermals ein Netzbetreiber die Netzneutralität ein kleines bissschen weiter aufweichen. Andererseits könnte man argumentieren, dass dies bei einem speziellen, sich explizit an WhatsApp-Freunde richtenden Handyprodukt weniger dramatisch sei als bei einem auf die Masse abzielenden Internetzugangsangebot. Befragt zu eventuellen Konflikten mit der Netzneutralität sagte E-Plus-Pressechef Schulze-Löwenberg nur, dass man diese Frage bei dem Unternehmen ernst nehme.

Seit längerem geplante Kooperation

Nach unseren Informationen zeichnete sich die Zusammenarbeit zwischen WhatsApp und E-Plus schon seit einigen Monaten ab. Sie ist also nicht eine erste spontan beschlossene Initiative seitens Facebook, das den Deal mit WhatsApp nur Tage vor dessen Bekanntgabe eingefädelt hatte. Gemäß E-Plus handelt es sich um das erste Mal, dass WhatsApp als Mobilfunkprovider auftritt.

Der Vorstoß kommt ziemlich überraschend. Anzeichen dafür, dass WhatsApp selbst zu einem Mobilfunkanbieter avancieren würde, gab es im Vorfeld keine. Allerdings passt der Schritt zur gestern beim Mobile World Congress in Barcelona von Facebook-Chef Mark Zuckerberg skizzierten Vision, Internetzugänge auch in die hintersten Ecken dieser Welt bringen zu wollen. WhatsApp, das in vielen Internetentwicklungsländern hohe Popularität geniesst, soll bei diesem Bestreben eine entscheidende Rolle einnehmen. Die Partnerschaft mit E-Plus könnte als Vorbild für ähnlich gelagerte Aktionen in anderen Ländern dienen. Außerdem öffnet sie WhatsApp eine ungeahnte Erlösquelle in Form von Umsätzen aus dem MVNO-Geschäft – vorausgesetzt, dieses entwickelt sich zu einem Hit.


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